Über Pu Erh Tee
Um den illustren Pu Erh Tee ranken sich zahlreiche Geschichten, von der Herkunftslegende über die tatsächliche Herstellung bis hin zu den dubiosen Ansprüchen als Schlankheitstee.
Man sagt während der Tang Dynastie (618 - 907) erlebte China eine nie erreichte kulturelle Hochblüte. Poesie, Musik und Malerei standen hoch im Kurs, da wundert es uns nicht, dass auch die Teekultur im Reich der Mitte gedieh.
Eines schönen Tages schrieb also der Kaiser einen Wettbewerb aus, welche Provinz den besten Tee liefern könnte. Die Teebauern von Yunnan, der Wiege der Teebäume, ließen sich nicht zweimal bitten. Sie beluden Packtiere mit ihren besten Tees und machten sich auf den Weg in die Hauptstadt Chang'an (heute Xi'an). Die vielwöchige Reise mit all ihren klimatischen Herausforderungen ließ den Tee allerdings fermentieren.
Um nicht mit leeren Händen vor dem Kaiser zu stehen, präsentierten die Yunnaner schweren Herzens den "verdorbenen" Tee.
Der Kaiser jedoch liebte den milden, aromatischen Tee und kürte Yunnan zum Sieger des Wettbewerbs.
So zumindest die Legende, wie viel Wahrheit darin enthalten ist, kann man vielleicht auf einer Stele im Himmelspalast des Jadekaisers nachlesen, da war ich aber bis jetzt noch nicht.
Am wahrscheinlichsten ist, dass (ja, im Yunnan der Tangdynastie) erstmals die Teeblätter gepresst wurden um Lagerung und Transport, insbesonders Richtung Westen entlang der Teestraße nach Tibet, Nepal, Indien, Kasachstan, Pakistan ... zu erleichtern. Die in den Teekuchen auftretende Fermentation hatte einen positiven Einfluss auf den Geschmack des Tees, also wurden die Methoden des Alterns guter Tees perfektioniert.
Seit Langem gilt in der Gegend um Yunnan unter Teebauern ein Sprichwort, das ungefähr so lautet: "Deinen Tee lagere ein, aber trinke den Tee deines Großvaters."
Ich denke das trifft es ziemlich gut und wurde in vergangenen Zeiten auch so gehandhabt. Heute steht natürlich die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund und die meisten Teefamilien haben den Tee ihrer Großväter schon lange verschärbelt.
Da Yunnan nun wirklich die Wiege der Teekultur ist, ähnlich wie Äthiopien der Ursprung des Kaffees, blickt Pu Erh Tee wohl auf eine mindestens 2000jährige Geschichte zurück. Wir sprechen von Sheng Pu Erh, dem "rohen" Tee, der langsam über Jahrzehnte vor sich hin reift und irgendwann zum Shu Pu Erh wird - dem gereiften Tee.
Der Löwenanteil modernen Shu Pu Erhs allerdings wird in einem Verfahren hergestellt, bei dem die Teeblätter in Häufen aufgeschichtet, schnell fermentiert werden. Diese Methode wurde erst 1973 entwickelt, als Pu Erh Tee in China wieder populär wurde und so eine große Menge "künstlich gealterten" Tees verfügbar werden musste.
Natürlich gealterte Pu Erh Tees werden bei einigen traditionellen Familien in China in Teeräumen eingelagert, wo sie mit dem Alter reifen und eine Wertsteigerung erfahren. Ähnlich wie gute Weine in Europa eingelagert werden um sich zu entwickeln.
Eine kurze Google-Suche offenbart ein paar deutschsprachige Artikel qualitativ eher fragwürdiger Investment-Magazine, die von Pu Erh Tee als Wertanlage schwadronieren. Nun ja, man kann den Tee als Anleger kaufen und einlagern, allerdings braucht man da schon viel Affinität und Wissen und gegebenenfalls chinesische Sprachkenntnisse um sein Geld nicht auf ein totes Pferd zu setzen. Insbesonders wenn Magazine mit Zeilen kommen wie "schmeckt zwar nicht, ist aber teuer", da schüttelt es mich!
Zahlreiche Faktoren beeinflussen die geschmackliche Veränderung der Tees, so können Teeziegel ein- und derselben Charge völlig andere Charakteristika annehmen, wenn sie unter unterschiedlichen Bedingungen gelagert werden. So sollte man beispielsweise seinen Tee niemals in der Küche lagern, denn die daraus resultierende Tasse könnte dann nach ranzigem Schnitzel und angebranntem Sauerkraut riechen. Und wer will das schon.
Genaugenommen handelt es sich bei Pu Erh Tee um den einzigen wirklich fermentierten Tee. Alle anderen Teesorten sind in unterschiedlichen Graden oxidiert - das bedeutet die Polyphenole im Tee reagieren mit dem Sauerstoff in der Luft und verändern Farbe und Geschmack des Tees.
So ist weißer Tee am wenigsten oxidiert, währen roter Tee (was man bei uns als Schwarztee bezeichnet) am stärksten oxidiert ist.
Im Gegensatz dazu ist Pu Erh Tee durch Mikroorganismen fermentiert, die insbesonders die Bitterstoffe in den Teeblättern aufspalten und in mildere Komponenten umwandeln. Daher besitzen die meisten Sheng Pu Erh Tees fruchtige, blumige Aromen, aber auch eine gewisse Adstringenz (Bitterkeit), die sich erst mit dem Alter verliert. Vollständig durchfermentierter Shu Pu Erh weist einen erdige, mineralischen Geschmack auf und hat dabei eine tiefbraune Farbe. Bitterstoffe gehen vollständig verloren, deshalb kann man den Tee auch unbegrenzt ziehen lassen.
Theoretisch zumindest, denn Pu Erh Tee kann von allen Teesorten am öftesten aufgegossen werden, und ihn beim ersten Aufguss einfach so herumziehen zu lassen ist schon ein Bisserl verschwenderisch.
Der Name Pu Erh bezieht sich auf eine Stadt in der chinesischen Provinz Yunnan, die als Umschlagplatz für den gepressten Tee bekannt wurde.
Einmal abgesehen von schlecht recherchierten Investmentartikeln kreisen noch andere moderne Mythen um meinen Lieblingstee - nämlich wird Pu Erh Tee als der ultimative Schlankheitstee geführt. Ein ausgemachter Schwachsinn, denn keinerlei echte Studien belegen oder widerlegen diese These. Es ist halt einfach Tee und genauso gesund wie Darjeeling, Oolong oder Pai Mu Tan. Natürlich hat jeder Tee mehr oder weniger der gesunden Wirkstoffe und Mineralien, über die möchte ich mich jedoch an anderer Stelle auslassen. Pu Erh Tee ist gesund, gegebenenfalls schmackhaft und eine der wenigen Teesorten, die man wie Wein reifen lassen kann.
Schlank macht er allerdings nicht. Genau wie alle anderen, magischen Schlankmacher. Das Einzige was schlank macht ist gesunde Ernährung, viel Bewegung und ganz viel Disziplin. Alles Andere ist Marketing.
Fortsetzung folgt...
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